Eindrückliches Erlebnis für die Klassen 9

11.07.2024

Exkursion in die KZ – Gedenkstätte Dachau

Die Klassenstufe 9 der Schlossberg-Realschule hat am 11. Juni 2024 eine Exkursion in die KZ-Gedenkstätte Dachau unternommen. Das ehemalige Konzentrationslager dient heute als Gedenkstätte und Lernort.

Ziel war es, im Rahmen des Geschichtsunterrichts das Thema Nationalsozialismus sowie Judenverfolgung zu verdeutlichen. Denn oftmals ist einem trotz aller Informationen nicht bewusst, wie es damals wirklich war. Der Besuch am Ort des Geschehens sollte dies verdeutlichen und das bereits Gelernte vertiefen. Wie Ernst Barlach sagte: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten. 

Das KZ-Dachau

Das Konzentrationslager Dachau war das erste in Deutschland. Dies war die Vorlage für die rund 1000 Arbeits- und Vernichtungslager, die in Europa errichtet worden sind. Das Arbeitslager Dachau erstreckte sich über eine Größe von 2 km², was umgerechnet der Größe von 280 Fußballfeldern entspricht.

Bis zur Befreiung 1945 durch die US-Armee waren rund 200.000 Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und sogenannte „Asoziale“ inhaftiert. Rund 42.000 Menschen verloren dort ihr Leben.

Ursprünglich war das Lager eine Munitionsfabrik, wo im Ersten Weltkrieg Waffen und Munition hergestellt wurde. Diese stand nach dem Krieg leer.

Aufgrund des Ermächtigungsgesetzes gab es deutschlandweit rund 50.000 Gefangene mehr als sonst. Die Gefängnisse waren schnell überfüllt, weshalb eine andere Lösung hermusste.

Deshalb wurde die Fabrik als Gefangenenlager genutzt. Die Häftlinge mussten alles selbst auf- und umbauen.

Nachdem das Konzentrationslager nach der Befreiung leer stand, wurde daraus eine Sammelstelle und eine vorübergehende Unterkunft für Personen, die kein Zuhause mehr hatten oder auf die Rückkehr nach Hause warteten. 1965 wurde es offiziell zur Gedenkstätte. Heute wird Dachau von rund 1 Millionen Menschen pro Jahr besucht, die Hälfte der Besucher reist aus dem Ausland an.

 Tagesbericht

Die Klassen trafen sich um 6.50 Uhr an der Bushaltestelle vor der Schule. Von dort ging es mit zwei Reisebussen los. Nach einer etwa 3,5 Stunden langen Busfahrt waren wir am Zielort Dachau angekommen.

Der Guide der Klasse 9b stieg mit dem Zitat von Immanuel Kant, „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“, in die Führung ein. Wir wurden umfangreich in die Thematik eingeleitet und auf den gleichen Informationsstand gebracht, um die nötigen Grundvoraussetzungen für die circa 2,5-stündige Führung zu haben. Ebenfalls wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir gleich nicht nur ein Museum, sondern auch eine Art Friedhof betreten werden, da dort die Asche und Leichenteile von zehntausenden Menschen vergraben liegt.  Die Würde des Ortes zu bewahren, stand an oberster Stelle.

Die gesamte Führung wurde mit originalen Tagebucheinträgen von dem Häftling Edgar Kupfer Koberwitz begleitet. Er riskierte mit dem Verfassen dieser Einträge sein Leben. Denn das Schreiben von Tagebüchern oder Briefen war ebenso wie das Aufnehmen von Bildern verboten und hätte einem das Leben kosten können. Koberwitz hatte Glück, eine „gute“ Arbeit zu haben, denn er war Schreiber in einem Außenlager. Heute sind seine verfassten Einträge eine wichtige Quelle, um nachzuvollziehen, was die Menschen dort erlebt haben und was hinter den Mauern und dem Stacheldraht passierte.

Die Klasse stand zunächst vor dem Eingang, wo heute noch Originalteile der Zugschienen und Pflastersteine zu erkennen sind. Im Eingangstor ist die Inschrift „Arbeit macht frei“ zu lesen. Der Guide nannte dies: „Die Lüge im Tor“. Dieser Satz war ein leeres Versprechen an die Insassen, um sie im Glauben zu lassen, die Chance zu haben, irgendwann wieder das Lager verlassen zu können. Gleichzeitig war es Verhöhnung.

Um das KZ war ein Graben mit Stacheldraht gezogen, um das Fliehen, aber auch das Eindringen zu verhindern. Innerhalb gab es eine „Neutrale Zone“. Dies war ein Grünstreifen. Wer diese Zone betrat, wurde sofort, ohne jegliche Warnung von einem der mit Wachen besetzten Türmen erschossen. Einige sahen dies als einzigen Ausweg, weshalb sie absichtlich diese Zone betraten und sich erschießen haben lassen. Dies wurde auch als „In den Draht gehen“ bezeichnet.  

Wir bekamen unteranderem einen Einblick in die Ausstellung, den Bunker, die Barracken und die Gaskammer mit Krematorium.

In der Ausstellung wurde unter anderem eine Videoaufnahme, die die US-Armee kurz nach der Befreiung aufgenommen hatte, gezeigt. Zu sehen waren massenweise abgemagerte Leichen, die auf Häufen überall herumlagen. Einige Schüler bezeichneten das Video als „schockierend“, „traurig“ oder als „die bittere Wahrheit“.

In den Baracken hausten teilweise hunderte Häftlinge auf engstem Raum. Die Gaskammer mit Krematorium wurde „Baracke X“ genannt. Dass die Gaskammer in Dachau tatsächlich in Betrieb war, dafür gibt es bis heute keine eindeutigen Indizien. Man geht davon aus, dass sie nur getestet wurde. Wie viele Menschen am Gastod starben, kann man jedoch nicht sagen. Das Krematorium jedoch wurde benutzt, da viele Insassen verhungert, an Krankheiten gestorben oder erschossen worden sind.

Im KZ-Dachau ist eine Statue, die den meisten vermutlich für immer in Erinnerung bleiben wird.  Sie heißt „Der unbekannte befreite Häftling“. Auf ihr ist der Satz „Den Toten zur Ehr, den Lebenden zur Mahnung“ zu lesen. Dies hat uns alle zum Nachdenken angeregt. Diese Statue war die letzte Station der Führung.

Danach hatten wir noch Zeit zur freien Verfügung, um sich die Ausstellung anzusehen oder das Gelände nochmals eigenständig in Kleingruppen zu erkunden. Die meisten haben die Zeit allerdings dazu genutzt, das Gesehene erst einmal zu verarbeiten.

Gegen 15.00 Uhr haben wir uns wieder auf die 3,5-stündige Heimreise gemacht – reicher an Wissen, Erfahrung und Erkenntnissen, aber auch an gemischten Gefühlen und Emotionen.

Unser Fazit:

Der Besuch im Konzentrationslager Dachau wird wohl den meisten für immer in Erinnerung bleiben. Ein Besuch eines historisch so bedeutenden Ortes verdeutlicht die Taten von damals und regt mehr zum Denken an, als dies im Klassenzimmer möglich ist. Es ist wichtig, dass eine Exkursion wie diese unternommen wird, auch wenn man eine so lange Busfahrt auf sich nimmt. Einfach, dass jedem bewusst wird, was zu der Geschichte von Deutschland gehört und auch, dass sich dies nie wieder wiederholt. Demnach können wir uns nur den Worten von Georg Santayana anschließen: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“

In Zeiten, in denen Antisemitismus und extremistische Tendenzen aktueller denn je erscheinen, ist es besonders wichtig, den Fokus auf Aufklärung, Aufarbeitung und Erinnern zu richten – vor allem auch außerhalb des Klassenzimmers.

Bericht: Jason Keppler, Joelle Goetz, Alesia Barbera und Lilith Maute, Kl. 9b